Florian Lange¹, Daniel Hanß², Mathias Hofmann³, & Kathrin Röderer⁴
1 KU Leuven, Behavioral Economics and Engineering Group, florian.lange@kuleuven.be, https://orcid.org/0000-0002-8336-5608
2 Hochschule Darmstadt, Department of Social Sciences, daniel.hanss@h-da.de, https://orcid.org/0000-0001-6692-3316
2 TUD Dresden University of Technology, CIDS, Center for Open Digital Innovation and Participation (CODIP), mathias.hofmann@tu-dresden.de, https://orcid.org/0000-0001-7542-0243
4 Environmental Agency Austria, Team Societal Transformation, kathrin.roederer@umweltbundesamt.at, https://orcid.org/0000-0003-2253-9114
Address for correspondence: epo@umweltpsychologie.de, EPO, c/o TUD Dresden University of Technology, CODIP, Mathias Hofmann, 01062 Dresden
FL: Conceptualization, Writing – original draft, Writing - review & editing. DH: Conceptualization, Writing - review & editing. MH: Conceptualization, Writing - review & editing. KR: Conceptualization, Writing – original draft, Writing - review & editing. Interessenkonflikte: keine.
Umweltpsycholog:innen untersuchen, wie sich die natürliche und gebaute Umwelt auf psychologische Prozesse sowie das menschliche Verhalten auswirken (Gifford, 2014). Angesichts der anhaltenden raschen und schädlichen anthropogenen Veränderungen der natürlichen Umwelt, wie Klimawandel und Verlust der biologischen Vielfalt, wird robustes, sichtbares und anwendungsbezogenes psychologisches Wissen benötigt, um gesellschaftliche Veränderungen von Mensch-Umwelt-Transaktionen zu ermöglichen. Mit Environmental Psychology Open (EPO) präsentieren wir eine neue und frei zugängliche Plattform für die Kommunikation und Diskussion dieses Wissens.
Als Herausgeber:innen von EPO sind wir der Überzeugung, dass eine offene und transparente Kommunikation über Methoden, Erkenntnisse, Ideen und Entwicklungen im Feld der Schlüssel für den kumulativen Erfolg der Umweltpsychologie und ihrer Anwendungsfelder ist. Im Einklang mit dieser Überzeugung haben wir EPO so entwickelt, dass es in mehrfacher Hinsicht offen ist.
Erstens ist EPO eine Diamond-Open-Access-Zeitschrift, d.h. es entstehen keine Kosten für Autor:innen oder Leser:innen. Dies ist unter anderem möglich, weil wir von der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) kostenlos unterstützt werden. Außerdem arbeiten weder die Zeitschrift noch ihre Redaktionsmitglieder gewinnorientiert, und wir haben einen kostengünstigen Weg entwickelt, um Open-Access-Publikationen mit begrenztem Satz und Lektorat zu erstellen. Wir haben eine vollständig vorformatierte Artikelvorlage entworfen und verlassen uns darauf, dass die Autor:innen sie konsequent für ihre Einreichungen verwenden. Wir haben die Vorlage so optimiert, dass sie so wenig zusätzlichen Aufwand wie möglich erfordert, und hoffen, damit zu zeigen, dass Autor:innen und Redakteur:innen gemeinsam qualitativ hochwertige Publikationen erstellen können, ohne Gebühren für externe Bearbeitungsdienste zu verlangen.
Zweitens fördert EPO eine offene wissenschaftliche Praxis. In der Regel sollten empirische Beiträge offen zugängliche Daten und Materialien enthalten - es sei denn, es bestehen plausible Argumente dagegen - sowie eine Open-Science-Erklärung. Eine Präregistrierung ist erwünscht, Replikationsstudien sind willkommen, und wir veröffentlichen auch Registered Reports, um selektive Berichterstattung und Verzerrungen bei der Veröffentlichung zu vermeiden. Um offene wissenschaftliche Praktiken sichtbarer zu machen, vergibt EPO Open-Science-Badges an Publikationen, die offene Daten, offene Materialien und Präregistrierung enthalten.
Drittens hat EPO ein offenes Peer-Review-Verfahren eingeführt. Die Gutachten sowie die Antworten der Autor:innen auf die Gutachten werden mit jedem angenommenen Artikel veröffentlicht, um diese wertvollen Beiträge sichtbar und unseren Prozess transparent zu machen. Standardmäßig werden die Namen der Gutachter:innen nicht veröffentlicht, aber wir ermutigen die Gutachter:innen, die Offenlegung ihrer Identität in Erwägung zu ziehen.
EPO hat sich aus der mehr als 25-jährigen Geschichte der Zeitschrift Umweltpsychologie entwickelt, einer ehemals deutschsprachigen, später zweisprachigen Zeitschrift, die sich der Integration von umweltpsychologischer Forschung und Praxis widmete. Wir glauben, dass die Zeitschrift Umweltpsychologie eine wichtige Funktion bei der Zusammenführung von Forschenden (auch aus der Psychologie benachbarten Bereichen) und Praktiker:innen, hauptsächlich aus dem deutschsprachigen Raum, erfüllt hat. Mit EPO wollen wir an diese Tradition anknüpfen und gleichzeitig für internationale Autor:innen und Leser:innen zugänglicher und offener sein. Wir ermutigen zwar zur Einreichung von Beiträgen in englischer Sprache, um die internationale Zugänglichkeit zu erleichtern, aber wir ermöglichen auch Beiträge in deutscher Sprache. In jedem Fall werden der Titel und die Zusammenfassung in deutscher und englischer Sprache zur Verfügung gestellt, damit Sprecher:innen beider Sprachen die relevanten Beiträge identifizieren können, während der Zugang zum Haupttext durch automatische Übersetzungstechnologie möglich ist.
Wir sind uns bewusst, dass die Psychologie nur eine von vielen wissenschaftlichen Disziplinen ist, die für das Verständnis der Mensch-Umwelt-Beziehungen und der Art und Weise, wie der Mensch mit Umweltkrisen umgeht, relevant ist. Daher begrüßen wir auch weiterhin Beiträge aus benachbarten Wissenschaftsbereichen, aus der Praxis und aus der psychologischen Grundlagenforschung (z. B. zum menschlichen Verständnis nichtlinearer dynamischer Systeme), sofern sie für die Umweltpsychologie relevant sind und ihre Verbindung zu ihr deutlich machen. Darüber hinaus begrüßt EPO auch Beiträge von Studierenden. Aufgrund der zeitlichen Beschränkungen von Abschlussarbeiten sind die Beiträge von Studierenden oft von begrenztem Umfang und lassen sich nur schwer in anderen Publikationen veröffentlichen, aber wir sind überzeugt, dass sie wichtige Daten für eine kumulative Umweltpsychologie enthalten können (Hofmann et al., 2020).
EPO veröffentlicht Forschungsberichte, d.h. empirische Berichte, Übersichtsarbeiten und theoretische Beiträge zur Umweltpsychologie. Obwohl wir uns bewusst sind, dass die meisten aktuellen umweltpsychologischen Studien quantitative Hypothesentests beinhalten (Brick et al., 2024), begrüßt EPO ausdrücklich aussagekräftige deskriptive Arbeiten sowie qualitative und Mixed-Method-Einreichungen, ebenso wie Praxisberichte und Fallstudien, die Aktivitäten oder Projekte aus der Praxis beschreiben, sowie inter- und transdisziplinäre Beiträge. Die Artikel können als reguläre Artikel oder als Kurzberichte eingereicht werden. Kurzberichte können insbesondere für empirische Beiträge kleineren Umfangs (z. B. Arbeiten von studentischen Forschenden) von Interesse sein. Darüber hinaus veröffentlichen wir im Sinne eines offenen und transparenten wissenschaftlichen Diskurses Kommentare, die aktuelle Veröffentlichungen oder Entwicklungen in der Umweltpsychologie oder relevanten Nachbardisziplinen diskutieren. In der letzten Ausgabe der Zeitschrift Umweltpsychologie (Homburg & Dütschke, 2023) wurden bereits überzeugende Beispiele dieses Artikeltyps veröffentlicht und wir freuen uns darauf, diese Artikelkategorie auszubauen.
Angesichts der sich abzeichnenden Umweltkrisen halten wir es für besonders wichtig, die praktische Anwendung vergangener, aktueller und zukünftiger wissenschaftlicher Ergebnisse in der Praxis zu erleichtern. Ein besonderer Schwerpunkt von EPO ist daher die Förderung des praktischen Impacts umweltpsychologischer Erkenntnisse. Praktische Implikationen können aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden: Sie können sich auf die Unterstützung des Naturschutzes (z. B. durch Erkenntnisse über die Förderung eines nachhaltigen Lebensstils) oder auf nachhaltige gesellschaftliche Veränderungen im weiteren Sinne beziehen (z. B. durch die Vermittlung von Kenntnissen darüber, wie Konflikte zwischen gesellschaftlichen Interessengruppen entschärft oder kulturelle Veränderungen in und die Zusammenarbeit zwischen Organisationen erleichtert werden können). Sie können auch Auswirkungen auf die Gestaltung von Umgebungen haben, die gegenüber Umweltveränderungen widerstandsfähig sind und die Gesundheit und das Wohlbefinden in verschiedenen Bereichen fördern, z. B. an Arbeitsplätzen, in Wohngebieten sowie in Lern- und Gesundheitseinrichtungen. Auch andere Wirkungsbereiche sind von Interesse, sofern sie mit dem thematischen Fokus von EPO zusammenhängen.
In vielen Fällen basieren praxisrelevante Forschungs- und Umsetzungsprojekte auf interdisziplinärer und transdisziplinärer Zusammenarbeit. Berichte über solche Gemeinschaftsprojekte lassen sich oft nur schwer in Fachzeitschriften veröffentlichen. Mit EPO wollen wir ihnen eine Bühne geben und ihre Erkenntnisse einem internationalen Publikum aus Wissenschaftler:innen und Praktiker:innen zugänglich machen.
Um den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis zu erleichtern, bitten wir alle unsere Autor:innen um ein Impact-Statement, also eine Erklärung, in der sie die Auswirkungen ihrer Arbeit auf die Anwendung der Umweltpsychologie, auf die Praxis und die breite Öffentlichkeit hervorheben. Mit dieser Erklärung wollen wir die Autor:innen nicht dazu aufrufen, komplexe Zusammenhänge zu vereinfachen oder ungerechtfertigte Implikationen zu konstruieren. Stattdessen hoffen wir, eine ernsthafte Reflexion über die Auswirkungen und das Aufzeigen möglicher Grenzen der Anwendbarkeit anzuregen. Beim Verfassen des Impact-Statements kann es auch erforderlich sein, ausdrücklich zu erklären, dass man keine Implikationen sieht, die eine Änderung der derzeitigen Praktiken erfordern würden. Ein Mangel an direkter praktischer Anwendbarkeit der Ergebnisse ist per se kein Grund zur Ablehnung eines Artikels.
Mit dem Start von EPO begeben wir uns auf ein gemeinsames Publikationsabenteuer. Der Erfolg unserer Reise hängt von unseren Autor:innen, Gutachter:innen und Leser:innen ab, und wir laden sie alle ein, sich uns anzuschließen, um der Umweltpsychologie und dem wissenschaftlichen Verlagswesen neue Türen zu öffnen. EPO ist als Service für die umweltpsychologische Gemeinschaft gedacht. Wenn Sie Feedback dazu haben, wie die Zeitschrift und ihre Abläufe weiter verbessert werden können, lassen Sie es uns bitte wissen. Auch wenn Sie als Mitglied der Gemeinschaft unserem Redaktionsteam beitreten möchten, sind Sie herzlich eingeladen, mit uns in Kontakt zu treten. Wir sind davon überzeugt, dass wir gemeinsam eine offene, transparente und konstruktive Kultur der Forschungskommunikation stärken und der Umweltpsychologie helfen können, ihr Potenzial für die Gestaltung einer nachhaltigeren Zukunft auszuschöpfen.
Brick, C., Nielsen, K. S., Berger, S., Henn, L., Wolske, K. S., Lange, F., ... & Cologna, V. (2024). Current research practices on pro-environmental behavior: A survey of environmental psychologists. Journal of Environmental Psychology, 97, 102375. doi: https://doi.org/10.1016/j.jenvp.2024.102375
Gifford, R. (2014). Environmental psychology matters. Annual Review of Psychology, 65, 541-579. doi: https://doi.org/10.1146/annurev-psych-010213-115048
Hofmann, M., Martens, D., & Thronicker, I. (Eds.). (2020). Kurzum: Junge Umweltpsychologie [Special issue]. Umweltpsychologie, 24(1).
Homburg, A., & Dütschke, E. (Eds.). (2023). Krisen und Umbrüche – Zum Umgang mit (Umwelt-)Veränderungen [Special issue]. Umweltpsychologie, 27(2).
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